Zeit vor der Geburt

Die Geburt

Dass Väter bei der Geburt anwesend sein können, ist erst seit zirka 40 Jahren möglich. Was damals die Ausnahme von der Regel war, ist heutzutage Gang und Gebe: Um die 90 Prozent der Väter sind mittlerweile bei der Geburt ihres Kindes dabei und unterstützen die Partnerin. Denn es steht außer Frage, dass für die gebärende Mutter die Anwesenheit von vertrauten und nahe stehenden Menschen sehr wichtig ist. Auch für viele Väter stellt die Geburt ihres Kindes einen unvergesslichen Augenblick dar, welcher der Beginn einer intensiven Beziehung zum Kind ist.

Bei der Geburt geht es in erster Linie nicht darum, dass Sie als Vater etwas Konkretes tut. Es ist einfach wichtig, dass Sie da sind. Diese Selbstverständlichkeit, mit der Ihre Anwesenheit unter Umständen vorausgesetzt wird, kann aber auch gehörig unter Druck setzen. Sinnvoll kann es daher sein, dass Sie vorab gemeinsam mit Ihrer Partnerin vereinbaren, dass Sie zwar zu Beginn dabei sein werden, aber jederzeit den Geburtsraum verlassen können, wenn es Ihnen zu viel wird und Sie mit der Situation überfordert sind. 

Der Vater ist auch wichtig, die Grenzen der Mutter gegenüber medizinischem Personal zu wahren und ihre Wünsche durchzubringen, falls die Mutter dazu gerade nicht in der Lage ist. Auch danach, falls die Mutter nicht dabei ist (Nähen, Aufwachen aus der Narkose, …) ist es die Aufgabe des Vaters, die Integrität und Grenzen des Kindes zu wahren. Achten Sie auf Ruhe und Ungestörtheit.

Wie können Sie Ihre Partnerin während der Geburt unterstützen?
  • Sie können Ihrer Partnerin die Gewissheit geben, dass Sie bei Ihr sind und versuchen, für all ihre Reaktionen in den Stunden der Geburt Verständnis aufzubringen.
  • Oftmals genügt einfach Ihre Anwesenheit! Seien Sie für Ihre Partnerin da, machen Sie Ihr Mut und haben Sie Vertrauen in die Hebamme.
  • In gewisser Weise können Sie als Unterstützer der Hebamme geburtshilfliche Aufgaben übernehmen: massieren Sie bei Bedarf den Rücken Ihrer Partnerin, kühlen Sie ihr Gesicht und den Nacken mit einem Waschlappen, loben Sie sie und ermuntern Sie ihre Partnerin zum Durchhalten.
  • Wie auch immer sich Ihre Partnerin verhält: Vorwürfe jeglicher Art sind bei der Geburt absolut fehl am Platz! Auch eine Abwertung der Geburtsschmerzen ist alles andere als eine Ermunterung zum Weitermachen.
  • Auf die Geburt gut vorbereitete Väter geben der Partnerin Geborgenheit und Sicherheit. Es empfiehlt sich, vorab gemeinsam eine Geburtsvorbereitungskurs zu besuchen und sich gemeinsam über die Geburt zu informieren.
  • Achten Sie während der Geburt auch auf sich selbst. Essen und trinken Sie genügend, denn Sie brauchen Energie für eine mitunter sehr lange dauernde Geburt.

Auch wenn die Geburt eine Ausnahmesituation darstellt, dass ein Vater bei einer Geburt bewusstlos wird und umfällt, tritt nur ganz selten ein. Überlegen Sie sich im Vorhinein, wo für Sie ein guter Platz während der Geburt sein könnte. Suchen Sie bei der Geburt die für Sie passende Position, in der Sie sich am wohlsten fühlen. Wenn Sie vorab schon wissen, dass Sie kein Blut sehen können, bleiben Sie in der Nähe des Kopfes der Partnerin. Entscheiden Sie je nach Situation selbst, was Sie sich zutrauen können bzw. wollen und was nicht! Und sollten Sie mit der Situation überfordert sein, dann ist es auch keine Schande, für eine kurze Atempause den Raum zu verlassen oder eine Runde um den Häuserblock zu machen. Schließlich sind Sie auch keine Unterstützung für Ihre Partnerin, wenn sich diese neben dem Geburtsgeschehen auch noch um Sie Sorgen muss.

Es geht los!

Wenn bei der Mutter die Wehen regelmäßiger und häufiger werden, ist die Geburt des Kindes nicht mehr fern. Ein klares Zeichen für das Einsetzen der Wehen können plötzliche Rückenschmerzen oder ein starkes Ziehen im Unterbauch oder Rücken sein.

Es kann auch die Fruchtblase platzen, ohne dass die Frau Wehen hat. Das Fruchtwasser kann beim Blasensprung tröpfelnd oder im Schwall abfließen. In so einem Moment sollte die Hebamme oder im Kreißsaal angerufen werden, damit Sie wissen, wie Sie sich weiter verhalten sollen.

Der Geburtsbeginn kann auch durch das Lösen des Schleimpropfs am Gebärmuttermund stattfinden. Das kann auch ohne Wehen passieren und muss auch die Schwangerschaft nicht beeinträchtigen. Ein Anzeichen dafür können größere Mengen blutigen Schleims in der Unterhose der Frau oder in der Toilette sein.

Wenn die Wehen alle fünf bis sieben Minuten kommen, fahren Sie ins Spital oder Geburtshaus oder rufen Sie Ihre Wahlhebamme an.

Die Phasen der Geburt

Die Eröffnungsphase

Mit der Eröffnungsphase beginnt die Geburt. Sie zeichnet sich durch das Einsetzen der ersten regelmäßigen Wehen aus. Dabei beginnt sich der Muttermund zu öffnen. Während der Schwangerschaft war er durch einen Schleimpfropf dicht verschlossen. Dieser wird nun ausgestoßen, was mit einer leichten Blutung einhergeht.

Während dieser ersten Geburtsphase weitet sich der Muttermund langsam bis er eine Öffnung von etwa zehn Zentimeter erreicht. Der unterste Teil der Fruchtblase wird nun sichtbar. Die gesamte Eröffnungsphase kann zwischen einer und zehn Stunden dauern. Die Wehen werden immer stärker.

Die Austrittsphase

Mit dem Einsetzen der Presswehen beginnt die zweite Geburtsphase. Die ganze Bauchdecke spannt sich kräftig an und ein starker Drang zu pressen beginnt. Die Frau kann dies nicht mehr beeinflussen. Dabei entsteht ein hoher Druck im Mutterleib, der die Blutgefässe zusammendrückt. Dadurch wird die Blutversorgung des Uterus vermindert oder sogar unterbrochen.

Diese Geburtsphase ist demnach ein kritischer Teil, denn sie stellt für das Kind die Phase mit der höchsten Gefährdung dar.

Die Presswehen führen das Kind durch die Beckenöffnungen. Es kommt durch die Vagina (Scheide) an die Oberfläche. Bei den meisten Geburten wird das Kind mit dem Kopf voran geboren. Nach der Geburt des Kindes fließt das restliche Fruchtwasser ab.

Die Nachgeburtsphase

Auch in der letzten Geburtsphase treten Wehen auf. Dadurch wird die Plazenta (Mutterkuchen) von der Uteruswand gelöst und ausgeschieden. Das vollständige Ausscheiden ist wichtig, da Plazentareste zu Entzündungen und Blutungen führen kann. Außerdem werden durch die Nachgeburtswehen die nachgeburtlichen Blutungen gestillt.

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