Gerade zu Beginn der Schwangerschaft prasseln auf viele Väter Gefühle und Gedanken ein. Zuerst ist da mal die Unsicherheit. In den ersten Tagen ist man unsicher, ob die Partnerin wirklich schwanger ist oder nicht. Bei einer Schwangerschaft kann plötzlich eine Vielzahl von Fragen auftauchen, welche mit dem Übergang vom Mann zum Vater zusammenhängen können. Diese sind ganz normal in dieser spannenden Phase:
- Sie werden sich fragen, was sich alles in Ihrem Leben ändern wird und welche Freiheiten Sie vielleicht glauben, aufgeben zu müssen.
- Wie werden Schwangerschaft und Geburt verlaufen?
- Fragen nach der Gesundheit des Kindes werden unter Umständen auftauchen.
- Auch wenn das Kind gewünscht ist, können Sie sich fragen, ob nun doch der richtige Zeitpunkt ist. Oder ist man nicht zu jung oder doch schon zu alt?
- Vielleicht werden Sie sich fragen, ob und wie sich die Sexualität mit Ihrer Partnerin ändern und wie sich die Beziehung zu ihr entwickeln wird.
- Auch bei einem kleinen finanziellen Polster kann die Frage auftauchen, ob Sie sich gemeinsam überhaupt ein Kind „leisten“ werden können.
Diese und viele weitere Fragen sollten Sie nicht beunruhigen, denn unter Umständen taucht in dieser Phase erstmals ein Gefühl von Verantwortung für Ihr Kind auf. Schließlich bleiben Sie ein Leben lang Vater! Aber neben all diesen Fragen wird früher oder später der Gedanke aufkommen, dass das Kind eine Bereicherung für Sie sein wird. Sie werden mitunter erstmals in Gedanken abschweifen und sich spielend und lachend mit Ihrem Kind sehen. Und vielleicht geht es Ihrer Partnerin ähnlich – gute Voraussetzungen um sich über die Gefühle und Gedanken auszutauschen. Wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihre Zweifel und Ängste eine Belastung für Ihre Partnerin sein könnten, dann suchen Sie das Gespräch mit FreundInnen, Bekannten oder anderen Vätern. Oder aber Sie wenden sich an eine Beratungsstelle, um mit kompetenten Personen über Ihre Situation zu sprechen.
Erstes Schwangerschaftsdrittel
Was sollten Sie in den ersten drei Monaten beachten?
Vermeiden Sie soweit als möglich Stress! Gerade zu Beginn der Schwangerschaft ist eine stressfreie Umgebung wichtig für Mutter und Kind.
Viele Männer haben zu Beginn der Schwangerschaft noch keine besonderen Vatergefühle. Seien Sie nicht verunsichert, wenn dies bei Ihnen ebenso der Fall ist. Mitunter braucht es Zeit, dass dieses Gefühl entsteht – zum Beispiel wenn Sie zum ersten Mal den Herzschlag Ihres Kindes wahrnehmen oder die Bewegungen im Bauch Ihrer Partnerin spüren.
Manche Frauen kämpfen in dieser Zeit mit Übelkeit, welche durch das Hormon Progesteron ausgelöst wird. Unterstützen Sie Ihre Partnerin und nehmen Sie Rücksicht. Viele Frauen werden auch wesentlich geruchsempfindlicher. Manches, was sie essen und trinken, kann für Ihre Partnerin plötzlich sehr unangenehme Gerüche erzeugen. Nehmen Sie es nicht persönlich, ein Mentholzuckerl kann schnell Abhilfe schaffen.
Beginnen Sie gemeinsam mit Ihrer Partnerin oder alleine für Sie wichtige Informationen zu suchen – so wie Sie sich jetzt auf dieser Seite befinden! Vorsicht ist bei diversen Foren im Internet geboten: Seien Sie sich bewusst, dass in den meisten Foren verhältnismäßig viele Väter und Mütter von negativen Erfahrungen rund um die Schwangerschaft und Geburt berichten. Solche Informationen können unter Umständen zu mehr Verunsicherung führen. Letztendlich sind die sichersten Quellen von Informationen jene von anerkannten Institutionen und von Fachpersonen wie ÄrztInnen, Hebammen, PsychologInnen, usw.
In den ersten drei Monaten erfolgt die erste Ultraschalluntersuchung bei dem/der Gynäkologen/Gynäkologin. Seien Sie bei diesem Moment dabei, wenn Sie zum ersten Mal einen Blick auf Ihr Kind werfen. Hier haben Sie auch die Gelegenheit, alles aus erster Hand zu erfahren und Sie können dem Arzt /der Ärztin Fragen rund um die Schwangerschaft stellen.
Auch wenn Ihre Partnerin noch nicht weiß, ob die Entbindung ambulant oder stationär in einem Krankenhaus oder doch zu Hause oder in einem Geburtshaus stattfinden soll, sollten Sie sich bereits in den ersten Wochen in dem Krankenhaus Ihrer Wahl zur Geburt anmelden. In manchen Krankenhäusern gibt es nämlich kurze Fristen zur Anmeldung. Sie können sich auch – vor allem in größeren Städten – in mehreren Spitälern anmelden, wenn noch Unsicherheit besteht, welches für Sie beide das Beste ist. Bedenken Sie aber, dass die Anfahrtszeit nicht allzu lange sein sollte.
Sollten Sie aus mehreren Krankenhäusern wählen können, nehmen Sie an Kreissaalführungen und Informationsveranstaltungen, welche zumeist in regelmäßigen Abständen stattfinden, teil. Stellen Sie Fragen zu den Möglichkeiten der Geburt (Badewanne, Gebärhocker,…), der Anzahl an Geburten pro Monat, den anderen Räumlichkeiten, usw. Erfragen Sie auch für sich, in welchem Ausmaß die anwesenden Väter bei der Geburt eingebunden sind bzw. wie „väterfreundlich“ das Krankenhaus ist. Beurteilen Sie danach gemeinsam, wie Sie die Atmosphäre empfunden haben, bedenken Sie aber, dass stets Ihre Partnerin die Letztentscheidung über den Ort und die Rahmenbedingungen der Geburt hat. Denn in erster Linie muss sie sich wohl und geborgen fühlen.
Überlegen Sie gemeinsam, ob Sie eine Wahlhebamme in Anspruch nehmen werden. Bei einer Hausgeburt und ambulanten Geburt, wenn Sie also nach wenigen Stunden wieder das Krankenhaus verlassen, benötigen Sie auf alle Fälle eine Wahlhebamme. Bei einem stationären Aufenthalt im Spital ist dies nicht notwendig. Der Vorteil einer Wahlhebamme ist, dass Sie diese bereits vorab kennen lernen. Bei einer Geburt in einem Krankenhaus müssen Sie sich auf alle Fälle informieren, ob Sie die Wahlhebamme mitnehmen können, da dies nicht immer möglich ist und von Krankenhaus zu Krankenhaus unterschiedlich gehandhabt wird. Nähere Informationen zu Wahlhebammen finden Sie unter www.hebammen.at.
Gehen Sie auch mit zu den Vorgesprächen mit der Hebamme, damit auch Sie diese kennen lernen und ihr Fragen stellen können.
Sex während der Schwangerschaft sollte auf keinen Fall ein Tabuthema sein. Im Gegenteil: So der/die Gynäkologe/Gynäkologin keine medizinischen Einwände hat, sollten Sie Ihre gemeinsame Sexualität zu Sprache bringen. Auch wenn es (körperliche) Veränderungen gibt, so können auch neue Wünsche und Vorlieben auftauchen, welche Ihnen und Ihrer Partnerin gut tun. Einen großen Vorteil hat die Schwangerschaft: Die Empfängnisverhütung ist in dieser Zeit kein Thema und erlaubt ist, was gefällt. Im ersten Schwangerschaftsdrittel fühlen sich jedoch so manche Frauen nicht sehr wohl in ihrer Haut und die Lust an Sexualität ist gedämpft. Nehmen Sie dies nicht persönlich und zeigen Sie Verständnis dafür, denn die Lust kommt wieder zurück.
Zweites Schwangerschaftsdrittel
In dieser Phase der Schwangerschaft wird für Väter vieles konkreter. Sie merken, wie der Bauch Ihrer Partnerin wächst und werden zum ersten Mal, wenn Sie Ihr Ohr auf deren Bauch legen, das Herz Ihres Kindes klopfen hören. Das Gefühl, ein Kind zu bekommen, wird dadurch realer.
In dieser Phase geht es den meisten Müttern wieder bedeutend besser. Für manche Paare ist dies ein guter Zeitpunkt, nochmals das letzte Mal vor der Geburt einen gemeinsamen größeren Urlaub zu machen, so ein solcher kein erhöhtes Risiko für das Kind bedeutet. Schwangere dürfen bei manchen Fluglinien sogar bis zur 36. Schwangerschaftswoche fliegen. Wie bei vielen anderen Dingen auch gilt hier die Devise: Manchen Sie solche Unternehmungen nur dann, wenn Sie und Ihre Partnerin sich sicher fühlen. Sprechen Sie bei einer längeren Reise vorab mit Ihrer Hebamme oder mit dem/der Gynäkologen/Gynäkologin. Und bedenken Sie, dass Sie auch nach der Geburt gemeinsam mit Ihrem Kind an viele schöne Plätze auf der Welt reisen können.
Im 4. Schwangerschaftsmonat sind im Ultraschall zum ersten Mal die Geschlechtsorgane zu erkennen. Für viele Paare ist dies der Zeitpunkt, sich erste Gedanken über den Namen des Kindes zu machen. Die Auswahl aus den vielen möglichen Namen ist wahrlich nicht einfach und es kann mitunter einige Zeit vergehen, bis man sich auf einen einigt. Falls nicht, ziehen Sie in Betracht, dass Sie Ihrem Kind auch mehrere Namen geben können. Spätestens bei der Geburt sollten Sie jedoch einen Namen für Ihr Kind gefunden haben, da dieser dann in die Geburtsurkunde eingetragen wird.
Zum Thema ältere Kinder noch ein paar Worte: Wenn Sie bereits Kinder haben, denken Sie daran, dass diese während der Geburt gut untergebracht sind. Planen Sie dies schon zeitig im Voraus. Auch sollten Sie schon früh Ihre Kinder dem Alter entsprechend auf das neue Geschwisterchen vorbereiten. Kuscheln Sie gemeinsam im Bett und sprechen Sie gemeinsam mit dem Ungeborenen. Versuchen Sie zu erklären, was gerade mit Mamas Bauch passiert. Auch bei den gemeinsamen Vorbereitungen auf die Geburt (auch bei Hausgeburt) und die Zeit danach können Sie unter Umständen ältere Geschwister gut einbinden.
Die Beziehung des Vaters zum älteren Kind kann sich durch eine neuere Schwangerschaft und auch nach der Geburt nochmal intensivieren und auf eine noch besonderere Ebene rutschen.
Im 2. Schwangerschaftsdrittel ist bei den meisten Frauen die Lust an Sex im Vergleich zum ersten und dritten Drittel am größten. Auch viele Männer entdecken neue erotische Seiten an Ihrer Partnerin. Dies hängt auch mit den körperlichen Veränderungen zusammen, da einerseits der Bauch und andererseits die Brüste wachsen. Reduzieren Sie aber Ihre Partnerin nicht nur auf Körperliches, sondern bringen Sie Ihre Liebe zu Ihr auf vielfältige Art und Weise zum Ausdruck. Und seien Sie sich bewusst, dass Liebe und Sexualität nur dann für Sie und Ihre Partnerin zufriedenstellend sein wird, wenn es Ihnen gelingt, Ihre Wünsche und Bedürfnisse zu äußern und Sie die Wünsche und Bedürfnisse Ihrer Partnerin erkennen und berücksichtigen.
Drittes Schwangerschaftsdrittel
Die letzten Monate der Schwangerschaft sind vor allem für die Mutter mitunter beschwerlich. Kein Wunder, denn Ihr Kind wächst und wächst in dieser Zeit in Riesenschritten und nimmt an Gewicht zu. Hier sollten Sie Ihrer Partnerin so viel wie möglich unter die Arme greifen. Helfen und unterstützen Sie sie im Alltag, wo immer dies möglich ist, machen Sie die letzten wichtigen Erledigungen und bereiten Sie sich gemeinsam auf die bevorstehende Geburt vor.
Überlegen Sie auch, ob Sie gemeinsam einen Geburtsvorbereitungskurs für Paare besuchen. Ein solcher wird in fast allen Krankenhäuser angeboten und wird von Hebammen geleitet. Der Besuch eines Geburtsvorbereitungskurses bringt mehrere Vorteile mit sich. So verbringen Sie mehrere Stunden gemeinsam mit Ihrer Partnerin und erhalten wertvolle und wichtige Informationen rund um die Geburt aus erster Hand. Sie lernen auch andere Paare und Väter kennen und es besteht die Möglichkeit, sich untereinander auszutauschen. Mittlerweile binden viele Kurse neben den werdenden Müttern auch ganz bewusst die Väter ein. Einige wenige Geburtsvorbereitungskurse bieten auch spezielle Einheiten für Väter an, wo spezifische Väterthemen besprochen werden können. Und eines noch: Auch wenn in manchen Kursen noch bestimmte Atemtechniken geübt werden, so sind diese heutzutage weit mehr als „Hechelkurse“. Scheuen Sie sich auch nicht, Fragen zu stellen, um etwaige Unsicherheiten abzubauen. Denn Sie können sicher sein, dass Sie nicht der Einzige sind, der Fragen hat. Sollte es die Möglichkeit von Gesprächen unter Vätern im Zuge eines Geburtsvorbereitungskurses oder bei einer anderen Gelegenheit geben, nutzen Sie dies. Oft fällt es in solch einem Rahmen leichter, verschiedene Themen zu besprechen.
Wenn es für Sie und Ihre Partnerin angenehm ist, empfiehlt es sich – so es keine medizinischen Einwände gibt – ab der 34. Schwangerschaftswoche täglich für ca. 5 Minuten eine Dammmassage zu machen. Der Damm ist die Gewebsbrücke zwischen dem After und der Scheide bei der Frau bzw. dem Hodensack beim Mann und bildet sich aus Muskeln, Bindegewebe und Haut.Das Dammgewebe ist sehr dehnbar, was bei der Geburt hilfreich ist. Dennoch kann es aus verschiedenen Gründen zu Dammrissen kommen. Um die Wahrscheinlichkeit solcher Risse zu verringern, sollte der Damm zuvor massiert werden.
Im letzten Schwangerschaftsdrittel kann die Lust an der Sexualität wieder leiden. Vielleicht haben Sie die Sorge, dass Sie das Kind beim Sex verletzen könnten. Auch Ihre Partnerin kann mitunter solche Sorgen haben. Hinzu kommt, dass Ihrer Partnerin in dieser Zeit verständlicherweise vieles schwerer fällt. Immerhin trägt sie das zusätzliche Gewicht von bis zu 20 Kilogramm mit sich. Dies hat auch Auswirkungen auf die sexuellen Bedürfnisse, weswegen Hochschwangere vermehrt Zärtlichkeit und Nähe suchen und weniger Sex. Vorsicht ist geboten, wenn Ihre Partnerin zu vorzeitigen Wehen neigt: Im Sperma sind Prostaglandine enthalten – eine hormonähnliche Substanz -, welche die Wehentätigkeit anregen. Besprechen Sie mit der Hebamme oder dem/der Arzt/Ärztin, ob es reicht, ein Kondom zu verwenden oder ob Sie ganz auf vaginalen Geschlechtsverkehr verzichten sollten. Wenn jedoch der Geburtstermin erreicht oder überschritten ist, dann kann die Wirkung der Prostaglandine dazu beitragen, dass die Wehentätigkeit angeregt wird.